DAS FÜRSTENPALAIS

DAS FÜRSTENPALAIS

COD LMI: AB-II-m-A-00133

sec. XVI - XVIII

Das Palais der siebenbürgischen Fürsten, welches sich am Standort des ehemaligen bischöflichen Palais sowie dessen Verwaltung befindet und einige ihrer architektonischen Merkmale behalten hat, wurde ab Mitte des 14. Jahrhunderts in mehreren aufeinanderfolgenden Etappen erbaut. Im nächsten Jahrhundert wurde es anhand verschiedener Flügel um insgesamt drei Innenhöfe erweitert. Nach 1541 wurde das gewesene Bischofspalais zur Residenz der Königin Isabella und des Fürsten Ioan Sigismund, der sich auf die notwendigen Reparaturen beschränkte. Erst nach der Säkularisation des kirchlichen Vermögens (1556) wurde es zum fürstlichen Palais im wahren Sinne des Wortes. Sigismund Bathory (1581-1602) ließ bedeutende Veränderungen vornehmen, er ließ den mittleren Innenhof anhand des Süd- und Nordflügels schließen, womit er italienische und polnische Meister beauftragte.

Hier würde später Mihai der Tapfere (Mihai Viteazul), während seines kurzen Aufenthaltes in Karlsburg, wohnen. Nach seinem Tod beeinflussten die Kämpfe um die Kontrolle Siebenbürgens negativ die Burg und das Palais. In diesem Kontext wurde es mehrmals in Brand gesetzt, so dass mehrmals Überlegungen angestellt wurden, die Festung zu verlassen und die Hauptstadt nach Hermannstadt/Sibiu umzusiedeln. Gabriel Bethlen ließ den Wiederaufbau des Palais angehen. Zu seiner Zeit wurde der östliche Hof hinzugefügt wo die fürstlichen Ställe und die Unterkünfte deren Personals eingerichtet wurden. Gabriel Bethlen wies den Bau eines Terrassendaches mit dekorativer Zinne an, welche jedoch der hohen jährlichen Niederschlagsmenge in Karlsburg nicht standhalten konnte. Gheorghe Rakoczi I. ließ ein Ziegeldach bauen, welches das gelötete Blechdach ersetzte. Es existierten ein Ballraum, ein Wartesaal, eine private Wohnung des Fürsten und ein Flügel war der Prinzessin und ihren Fräulein gewidmet. An der Nord- und der Südseite wurden renaissanceartige Fenster- und Türenfassungen eingesetzt. 1615 lieferten die Klausenburger Glaser 2.180 Flachglasstücke für das Palais. Die Flachglasstücke wurden in Metallfassungen eingesetzt. Es existierte auch eine Glas-Galerie. Die Fußböden wurden mit farbigen Mosaiken versehen. Die Wände und die Decken waren bemalt. Gabriel Bethlen bestellte in Konstantinopel (1624) Fliesen (die berühmten Iznik-Fliesen) für zwei Räume, eine Bestellung, die von seinen Nachfolgern wiederholt wurde. Die Fliesen wurden mit habaner Keramik ergänzt. Der Fürst Rákóczi I. (1630-1648) war der letzte, der am Palais noch etwas anbauen ließ. Er ließ einen Korridor im Erdgeschoss einrichten, an der äußeren Nordseite, welcher beidseitig über je sechs Bögen verfügt. Über dem östlichen Tor wurde der Saal des Rates eingerichtet, welcher Platz für 200 Personen bot, sowie ein Gerichtssaal.

Der türkische Reisende Evlia Celebi berichtete „Über der südlichen Mauer der Festung, den Feldern zugewandt, steht ein außerordentlicher Palast der Fürsten. Alle Mauern und alle Türen waren in allen möglichen Farben angemalt und alle Pfeiler waren mit grünem Granit und Samaki-Marmor geschmückt. Alle Fenster hatten Bronze-Fassungen und Kristall-Fenster und Murano-Spiegel und die Fußböden waren mit indischen Mosaiken aus feinem Marmor bedeckt. In verschiedenen niedrigeren und höheren Räumen befanden sich Becken, Wasserbehälter und Quellen mit reinem Wasser sowie verschiedene Kunstwerke."

Diese alle würden später von den Türken zerstört werden, in den Jahren 1658, 1661-1662. Das Palais und die Festung hatten danach nichts weiter anzubieten, so dass der letzte siebenbürgische Fürst vor allem in Fogarasch/Făgăraş wohnte.

Während der Herrschaft der Habsburger, erhielten die Gebäude unterschiedliche Zwecke. Der östliche Teil wurde zur Kaserne, im westlichen Teil wurde der Wohnsitz des wieder eingesetzten römisch-katholischen Bischofsamtes eingerichtet. Am 15. Januar 1919 zog das 91. Regiment der Infantrie hier ein, die Kaserne führt den Namen König Ferdinand I.

Viele architektonischen Details sind am gebäude erhalten geblieben: Portale, Fassungen, Giebel, und Bögen, die für die Renaissance in Siebenbürgen relevant sind.

Gegenwärtig verwaltet das Karlsburger Bürgermeisteramt das fürstliche Palais.

Standort:

Militari-Str., Nr. 4


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