Die römische Festung der 13. Legion Gemina

Die römische Festung der 13. Legion Gemina

COD LMI: AB-I-m-A-00001

sec. II-IV

Die Befestigungsanlage: Komponenten und Merkmale

Nach einer ersten Bauphase in der Form eines Erdwalls (Castrum Estivum), der nach der Besetzung Dakiens (106 n. Chr.) errichtet wurde, machte die römische Festung der 13. Legion Gemina ungefähr ein halbes Jahrhundert später (gegen Ende der Herrschaft Hadrians 138 n. Chr., Beginn der Herrschaft des Antonius Pius) eine zweite Bauphase durch, jene des Steines (Castrum Stativum), deren aktive Existenz bis zum Verlassen der Provinz durch die römische Armee und Verwaltung (271 – 275 n. Chr.) andauerte.

Eine kurze Vorstellung der Form, der Maße und der Lage der Festung, die Aufzählung der Bauteile des Befestigungssystems und deren Anordnung, zu denen auch die Systematisierung der Inneneinrichtung gehört, unterstreichen die Bedeutung und die Merkmale der Militärniederlassung, welche die römischen Soldaten und Offiziere in Apulum erbauten und verwalteten.

Nach Ost-West ausgerichtet, findet sich die viereckige Form der neuen Befestigungsanlage in der Trasse der Steinmauern wieder, die über relativ gleiche Maße verfügten (480 x 432 Meter) und eine ungefähr 20,7 Hektar große innere Fläche umschlossen.

Die wichtigsten Elemente der Befestigungsmauer (der Wehrgraben, die Berme, die Steinmauer, der Erdwall und der Rundgang der Soldaten) befolgten strenge Regeln der Einteilung und Abgrenzung von aussen nach innen.

 

Der Graben (Fossa)

Der breite und tiefe Wehrgraben stellte das erste äußere Hindernis dar und war in einiger Entfernung von der Steinmauer angelegt, wobei die Breite der Berme unterschiedlich war. Er verfügte über eine umgekehrte Trapezform und wurde auf drei Seiten der Wehranlage entdeckt. Der Graben verfügte über eine gerade Basis mit unterschiedlich geneigten Hängen (Maße: 7 Meter an der Krone, 2,5 Meter an der Basis, 5-6 Meter Tiefe, 5 Meter breite Berme).

 

Die Steinmauern (Murus)

Den wichtigsten Bestandteil der Befestigungsanlage stellte die Mauer dar, welche aus massiven Steinblöcken bestand, die aus den Steinbrüchen in ªard, Ighiu und Ampoiþa stammten. Die Blöcke waren maßgeschnitten, in zwei Reihen angeordnet und mit Mörtel (Emplecton) zusammengefügt.

Die Maße der Mauern scheinen beeindruckend gewesen zu sein (7 Meter hoch und 2,1 Meter breit bei einer Tiefe des Fundamentes von 2,15 Metern). Jede der vier Mauern war von einer breiten Öffnung für Zufahrtstore unterbrochen, verfügte über Ecktürme und Wehrmauern sowie Schießscharten am oberen Ende. Die Steinmauer blieb der wichtigste Teil der römischen Befestigungsanlage, er wurde teilweise auch bei der Errichtung der mittelalterlichen Burganlage behalten und in die neue Struktur eingebunden und blieb bis im 18. Jahrhundert bestehen. Die römische Steinmauer ist an einigen Stellen der aktuellen Befestigungsanlage sichtbar, vor allem im Süden oder als Bestandteil der Fundamente einiger mittelalterlichen Gebäude (das Bischöfliche Palais, die Gegend der gewesenen Münzstätte).

 

Die Türme (Turris)

Die Existenz der Wehrtürme der römischen Festung der 13. Legion Gemina kann, im Fall der Türme an den Zufahrtstoren, mithilfe der Reihen des Mauerwerkes am Südtor oder an der Basis der Ecktürme sowie den Fundamenten bewiesen werden, die an der Kreuzung der östlichen und westlichen Mauern entdeckt wurden. An der Westseite wurden entlang der Außenseite der Mauer weitere zwei Türme identifiziert.

 

Die Tore (Portae)

Die Position des östlichen Tores (Porta Praetoria) entsprach jener des westlichen Tores (Porta Decumana – teilweise in der Nicolae-Iorga-Straße identifiziert); beide waren mittig in die Mauern eingebaut.

Sie dienten der Kommunikation mit der Außenwelt und waren symmetrisch angeordnet, je eines auf jeder der vier Seiten der Römerfestung.

Die Tore Principalis – dextra (rechts) und sinistra (limks) – teilten die Römerfestung in ungleiche Teile ein, die entlang der Süd- und der Nordmauer entlang verliefen. Der Abstand zur Ostseite war dabei etwas kleiner (1/3). Der Verkehr verlief über alle Tore und erleichterte so die Kommunikation mit der vor allem im Norden, Westen und Süd-Osten entwickelteren zivilen Niederlassung Apulum, mit den Nebenwegen, die nach Ampelum (Zlatna), Alburnus Maior (Roºia Montanã), bzw. Blandiana führten oder mit dem kaiserlichen Weg nach Brucla (Aiud), Potaisa (Thorenburg/Turda), Napoca (Klausenburg/Cluj-Napoca) etc..

Knapp zwei Jahrtausende nach ihrem Bau ausgegraben und wieder ans Tageslicht gebracht, verfügt das Südtor der Römerfestung (Porta Principalis Dextra), über der Erdoberfläche, immer noch über die Grundstrukturen der Wehrtürme und die weite Öffnung mit einem Mittelpfeiler für das Doppeltor, welche eine eventuelle Nachbildung ihrer ursprünglichen Struktur ermöglicht.

Die weiten Öffnungen (10 Meter breit), welche starke und hohe Türme flankierten (8,4 meter x 6 Meter) verliehen den Toren einen monumentalen Anblick. Ihre Funktion erhielt dadurch ein zusätzliches emblematisches und siegreches Flair.

 

Der Erdwall (Agger)

Er wurde nur auf der Südseite entdeckt, so dass er der ersten Bauphase der Römerfestung entstammen könnte. Seine Wiederverwendung in der zweiten Phase ist möglich, zum Zweck der Befestigung der Wehrmauern aus Stein.

 

Der Rundgang (Via Sagularis)

Zum Schutz der Soldaten und der Gebäude im Inneren der Wehranlage vor eventuellen Geschossen verfügte diese entlang der Innenseite über einen ziemlich breiten Freiraum (etwa 8 Meter), Intervallum genannt. Manchmal wurde er als Rundgang der Wacht verwendet oder als Exerzierplatz. In der Römerfestung in Apulum machte der Rundgang der Soldaten zwei Bauphasen durch, wobei er auf unterschiedlichen Ebenen und mit verschiedenen Arbeitsmaterialien errichtet wurde (der erste niedriger und geschottert, der zweite höher und mit Steinplatten versehen).

 

Die Einrichtung der Innenanlage

Die entscheidende Rolle in der Einrichtung der Innenanlage der Römerfestung spielten, was ihre Bedeutung und Ausrichtung angeht, die Verkehrswege.

Die breiteren Wege (8-10 Meter) stellten die Verbindung zwischen den vier Bereichen her oder teilten die Innenanlage in vier große und klar abgegrenzte Bereiche ein, wobei die engeren Alleen (2-4 Meter) die Gebäude miteinander verbanden und sowohl die Bewegung der Truppen als auch die Bewachung der Gebäude erleichterten.

Die Via Principalis war die Hauptstraße, welche die Festung durchquerte und die Nord- mit der Südseite verband, von der Porta Principalis Dextra zur Porta Principalis Sinistra. So entstand eine östliche Seite der Festung (Praetentura), welche einen Drittel der Innenanlage einnahm, womit die Schaffung des notwendigen Raumes für die repräsentativen Bauten bezweckt wurde.

Die Via Praetoria, die zweite Hauptverkehrsader durchquerte die Festung nur teilweise, von Osten nach Westen und stellte die Verbindung zwischen dem gleichnamigen Tor (Porta Praetoria) und dem Gebäude des Hauptquartieres her. Hier kreuzte sie sich mit der Via Principalis, sodass der östliche Teil in gleiche Teile eingeteilt war.

Die Via Decumana bildete den zweiten Teil auf der Ost-West-Achse und wurde hinter dem Gebäude des Hauptquartiers unterbrochen um ihrerseits die westliche Zone in zwei gleiche Teile einzuteilen.

So befand sich der mittlere Teil der Festung – der bestgelegene und –verteidigte Bereich – an der Kreuzung der Hauptverkehrsadern, wobei hier die wichtigsten Gebäude standen: das Hauptquartier (Praetorium), mit den Räumlichkeiten in denen sich die Schatzkammer (Argentaria), die Abzeichen und die weiße Fahne der Legion (Signum) befanden, der Tempel (Aedes) und die Vorratskammern (Horrae). Von der Via Praetoria und der Via Decumana abgegrenzt und von der Via Sagularis geschützt waren die Bereiche in der Praetentura (im Osten) und der Retentura (im Westen) den Wohnbaracken gewidmet, in welchen die Soldaten der Eliteeinheiten und der Hilfstruppen untergebracht waren.

Weil eine systematische Nachbildung der Einrichtung der Innenanlage der Römerfestung der 13. Legion Gemina in Apulum gegenwärtig aufgrund der Zerstörung und der durchgeführten radikalen Umbauarbeiten unmöglich ist, haben die bis heute erhalten gebliebenen Elemente der Wehrmauer (das Südtor, Teile der Steinmauer in den Fundamenten der mittelalterlichen Gebäude oder jene, die an der Oberfläche erhalten geblieben sind), der Segment der Via Principalis und andere Teile der Innenanlage, die bei der Erneuerung der Zufahrtswege in der österreichischen Burg entdeckt wurden, einen unschätzbaren Wert. Sie sind heute einzigartige Zeugen der lokalen historischen Wirklichkeit von vor zwei Jahrtausenden.


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